Vor 1945
Die Wurzeln der Evangelischen reichen weit in die Vergangenheit zurück. Im 16. Jahrhundert schloss sich Straubing zunächst der Reformation an. 1561 war ein großer Teil der Bürgerschaft protestantisch. Im Jahr darauf wurde für neun Ratsherren (darunter Ulrich Schmidl) und deren Familien ein landesherrlicher Ausweisungsbefehl erlassen: Sie und viele weitere gingen nach Regensburg. Im Jahr 1571 hatte die Gegenreformation gesiegt; bis ca. 1608 verließen alle evangelischen Bürger die Stadt.
Ab 1803 änderten sich die politischen Bedingungen, so dass nun auch Evangelische in die lange rein katholischen Gebiete zuwandern konnten. Die erste rein protestantische Familie, die nach Straubing zuzog, waren die Kaufleute Rall aus Württemberg, die 1840 hier ansässig wurden und in deren Hauskapelle 1842 und 1846 - 1852 die ersten evangelischen Gottesdienste gefeiert wurden. 1845 lebten bereits 96 Protestanten in Straubing und Umgebung. Die Gemeinde wuchs, so dass die Rallsche Kapelle bald zu klein wurde. Von 1853 an nutzte die Gemeinde die für diesen Zweck umgebaute Kapelle im alten Herzogschloss. Im selben Jahr wurde das Königl.- Bayr. Protestantische Pfarrvikariat eingerichtet, dessen Gebiet den Bereich von Landau über Mallersdorf/ Kötzting/ Neukirchen a.h.B./ Regen/ Zwiesel/ bis Deggendorf und Hengersberg umfasste.
Im Jahr 1887 wurde das Pfarrhaus gebaut (das heutige Pfarramt) - sechs Jahre danach bekam die evangelische Gemeinde ihre eigene Kirche in der Bahnhofstraße, die am 25. Juli 1893 eingeweiht wurde. Nun gehörten ca. 500 Mitglieder zur Gemeinde. 1896 wurde das Pfarrvikariat Straubing zur eigenständigen Pfarrei.
Wir brauchen eine neue Kirche!
Doch am 18. April 1945 wurde Straubing zum Ziel eines Bombenangriffs. Binnen 45 Minuten wurde vor allem das Gebiet um den Bahnhof verwüstet. Viele Menschen starben. Die evangelische Kirche wurde fast vollständig zerstört. Ab dem 6. Mai 1945 war die evangelische Gemeinde in der katholischen Kirche St. Veit zu Gast. 12 Jahre sollte diese Zeit dauern, die so auch ein wertvolles Zeichen ökumenischer Verbundenheit wurde.
Auch im Gemeindegebiet der Christuskirche (von Neufahrn bis St. Englmar) fanden viele Flüchtlinge Zuflucht. So war bald nach Kriegsende die Gemeinde auf über 20000 Mitglieder angewachsen. Über 40 Predigtstationen wurden eingerichtet. (Noch für das Jahr 1956 wurden im Gemeindegebiet ca. 300 Konfirmanden gezählt!) Das 1953 erbaute Gemeindehaus in der Oberen Bachstraße wurde dringend benötigt.
Bereits ab 1945 wurde der Bau einer neuen Kirche geplant. Doch erst 1955 konnte mit dem Bau begonnen werden. Unter der Leitung von Architekt Friedrich Kurth wurde der erste Teil durchgeführt. Nach seinem Tod übernahm Prof. Johannes Ludwig aus München die Gesamtleitung, unterstützt durch Architekt Franz Mauser vor Ort. am 5. Mai 1957 schließlich wurde die Christuskirche eingeweiht.
Ab 1945
Dem starken Anwachsen der Gemeinde war bereits 1948 mit der Errichtung einer zweiten Pfarrstelle Rechnung getragen worden. In den weiter entfernten Orten wurden ebenfalls Pfarrstellen/ Pfarrvikariate genehmigt und Kirchen gebaut. 1960 wurde eine dritte Pfarrstelle in Straubing errichtet. Die Versöhnungskirche in Straubing-Ost wurde am 8.12.1963 eingeweiht und der 2. Pfarrsprengel 1970 eigenständig. 1973 zählte die Gemeinde der Christuskirche ca. 5300 Mitglieder.
Auch der Süden bekam ein Haus: am 30.1.1981 wurde das Gemeindehaus in der Lessingstraße eingeweiht, das 1987 nach dem aus dem Straubing stammenden Reformator und Humanisten Thomas Kirchmair benannt wurde. Anfang der 1990er Jahre wuchs die Gemeinde noch einmal stark an, auf heute ca. 6200 Mitglieder: Mit dem Fall des "Eisernen" Vorhangs" kamen evangelische Christen vor allem aus Siebenbürgen und der Sowjetunion nach Straubing. 2004 wurde daher noch eine weitere Pfarrstelle errichtet.
Die Kontakte der Gemeinde nach außen wuchsen und wurden intensiviert. Die Zusammenarbeit mit Stadt und politischen Gemeinden ist selbstverständlich - und die ökumenische Zusammenarbeit ist immer wieder Grund zu Freude und Dank.
Die Christuskirche wurde seit 1957 mehrfach renoviert. Das Nordschiff wurde zum eigenen Raum ausgebaut, die Gemeinderräume wurden verändert, der Kindergottesdienstraum eingerichtet - die letzte Renovierung wurde im Herbst 2006 abgeschlossen. Immer haben viele Gemeindemitglieder mitgearbeitet und damit ihre Verbundenheit mit der Christuskirche zum Ausdruck gebracht. Diese Verbundenheit konnte man auch beim Bau des Familienhauses spüren. Dieses wurde im Oktober 2013 eingeweiht und dient seitdem zum einen als neues Gemeindehaus, zum anderen aber auch als Haus der Begegnung mit anderen Kooperationspartnern. Durch den Bau mussten wir uns aber vom Thomas-Kirchmair-Haus verabschieden, welches im Sommer 2013 an die Malteser verkauft worden ist. Doch weiterhin bietet unsere Gemeinde mit der Christuskirche, den Gemeinderäumen und dem Familienhaus Raum für ein reiches Gemeindeleben!